Grasmilben beim Hund – Ursachen für Juckreiz richtig erkennen, behandeln und vorbeugen
Wenn sich dein vierbeiniger Freund nach dem Spaziergang juckt, werden oft Grasmilben – oder korrekterweise Herbstgrasmilben – vermutet. Aber wie erkennt man die kleinen Parasiten und wie behandelt man sie am besten und beugt ihnen vor? Und welche anderen Ursachen könnten können als Auslöser für den Juckreiz in Frage kommen?
Was sind Grasmilben?
Grasmilben, die korrekterweise als Herbstgrasmilben (Neotrombicula autoumnalis) bezeichnet werden, sind kleine Parasiten, die in Wiesen und auf Grasflächen vorkommen. Sie sind in Deutschland weit verbreitet und werden auch als Herbstmilben, Grasmilben, Heumilben oder Erntemilben angesprochen.
Bild von Arne100 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Wikipedia
Ausgewachsene Herbstgrasmilben fressen ausschließlich Pflanzenreste am Boden, leben also vegan. Nur die orangeroten Larven der Herbstgrasmilben haben es auf tierische Nahrung abgesehen. Sie kriechen vor allem zwischen Juli und Oktober an Pflanzen hoch (bis etwa Kniehöhe) und befallen vorbeilaufende Wildtiere, Hunde, Katzen und Menschen. Vor allem im niedrigen Gras, sprich auf Wiesen und Rasenflächen, oder auch in Laubhaufen, findet man die Larven der Herbstmilben massenhaft.
Herbstgrasmilben-Larven stechen nicht, sie beißen eigentlich auch nicht so wirklich. Sie ritzen mit ihren Mundwerkzeugen die oberste Hautschicht an, lösen mit einem Speichelenzym das Gewebe auf und trinken es. Dazu basteln sie sich zuerst aus ihrem Speichel ein Saugrohr (Stylostoma), durch das sie ihre Mahlzeit schlürfen können. Blut trinken die Larven nur, wenn sie zufällig ein kleines Hautgefäß beschädigen.
Sind die Milben nach einigen Stunden oder (bis zu 3) Tagen satt, lassen sie sich fallen und entwickeln sich zu erwachsenen, vegetarisch lebenden Milben. Oft werden sie auch schon früher durch Kratzen oder Scheuern entfernt.
Der Speichel der Herbstgrasmilben-Larven kann einen starken Juckreiz verursachen, welcher bis zu zwei Wochen anhalten kann. Die meisten Menschen - und wohl auch Tiere - finden die Milbenbisse viel unangenehmer als beispielsweise Mückenstiche.
Sind Grasmilben für Hunde oder Menschen gefährlich?
In Nordeuropa übertragen Herbstgrasmilben-Larven glücklicherweise keine Krankheiten. Sie werden auch nicht vom Tier auf den Menschen oder umgekehrt übertragen. Ihre Bisse sind also lästig, aber in der Regel nicht gefährlich. Allerdings kommt es manchmal bei Hunden und Katzen zu allergischen Reaktionen, die tierärztlich behandelt werden müssen.
Symptome: So erkennst Du Grasmilben bei Deinem Hund
Die Herbstmilben-Larve ist vor allem an den Körperregionen zu finden, die leicht zu erreichen und wenig behaart sind. Bei Hund und Katze findet man Herbstmilben auch vor allem in Körperbereichen, die Kontakt zum Boden hatten:
• Pfoten, Beine (z.B. zwischen den Zehen)
• Bauch, Brust (z.B. in Achsel, Leiste)
• Kopf (z.B. am Kinn, in der Ohrfalte, rund um die Augen)
Die Herbstgrasmilben-Larven hinterlassen dort viele kleine rote Quaddeln, bei Menschen auch bekannt als Erntekrätze. Hunde und Katzen sind manchmal so stark befallen, dass es aussieht, als litten sie unter Räude.
Wenn sie noch am Körper sitzen, kann man die winzigen, ca. 0,3 mm großen Larven als orangerote Pünktchen erkennen, dies ist auch der beste Beweis für durch Herbstgrasmilben verursachten Juckreiz.
Grasmilben oder andere Parasiten – was löst sonst noch Juckreiz aus?
Es ist wichtig zu erkennen, ob dein Hund unter Herbstgrasmilben leidet oder der Juckreiz eine andere Ursache hat. Hierfür kannst du vorab schon selbst überlegen ob eine der Differentialdiagnosen in Frage kommt, im Zweifel sollte der Tierarzt kontaktiert werden.
Mögliche andere Ursachen für Quaddeln und Juckreiz könnten folgende sein:
❗ Flöhe: Kleine, springende Insekten, die sich vom Blut deines Hundes ernähren.
❗ Umweltallergie/Atopie: Allergische Reaktionen auf Pollen, Staub, Schimmel oder andere Umweltfaktoren.
❗ Futtermittelallergie: Allergien gegen bestimmte Inhaltsstoffe im Futter deines Hundes.
❗ Sarcoptesräude: Eine ansteckende Hauterkrankung, die durch Milben verursacht wird.
❗ Demodikose: Eine Hauterkrankung, die durch eine Überpopulation von Demodex-Milben verursacht wird.
Die richtige Therapie bei Grasmilbenbefall
1. Kontakt zu Herbstgrasmilben meiden
Am besten ist es, jeden Kontakt zu den lästigen Milbenlarven zu vermeiden. Eine befallene Wiese auf der Gassirunde mit dem Hund zu umgehen, ist oft relativ einfach. Sind die Herbstgrasmilben im eigenen Garten unterwegs, wird es schon schwieriger ihnen aus dem Weg zu gehen. Häufiges Rasenmähen und Gießen können helfen, die Milben loszuwerden.
Test: Ist der Rasen voller Herbstgrasmilben oder nicht?
Wer wissen möchte, ob sein Garten oder eine Wiese von Herbstgrasmilben befallen ist, kann das leicht herausfinden: einfach an einem sonnigen Plätzchen etwas Weißes (Papier, Stoff, Teller …) ins Gras legen und eine Weile abwarten, ob orangefarbene Pünktchen darauf erscheinen.
Bei Nässe, am frühen Morgen und nachts ist das Risiko, sich Milben aufzusacken deutlich geringer. Hundespaziergänge in der Dämmerung oder bei Regen können deshalb in Milbengebieten eine Erleichterung für das Tier bringen.
2. Nach dem Aufenthalt im Freien Milbenlarven entfernen
Am besten sollte man die Herbstgrasmilben-Larven entfernen, bevor sie sich ein gemütliches Plätzchen zum Fressen gesucht haben. Deshalb ist eine Fellkontrolle beim Nachhausekommen sinnvoll. Direkt nach einem Spaziergang lassen sie sich relativ leicht loswerden, indem man gefährdete Körperbereiche (v.a. Pfoten) abwäscht oder mit einem feuchten Tuch abwischt. Auch beim Kämmen werden sicherlich einige Milben (da sie so klein sind aber vermutlich nicht alle) aus dem Fell entfernt.
Entdeckt man die Milben erst, wenn sie ihre Mahlzeit schon begonnen haben, kann man sie mit speziellen Shampoos oder Sprays aus der Tierarztpraxis abtöten. Auch Öl soll helfen, wenn man es direkt auf die Larven aufträgt, indem es sie erstickt.
3. Herbstgrasmilben abtötende Spot ons oder Sprays
Herbstgrasmilben lassen sich mit Produkten abwehren, die natürliches Pyrethrum aus Chrysanthemen, oder dessen im Labor hergestellte Abkömmlinge, die Pyrethroide (z.B. Permethrin), enthalten. Diese Wirkstoffe vertreiben die Plagegeister nicht nur, sondern töten sie bei Kontakt ab, indem sie ihr Nervensystem lähmen.
Pyrethrum-Pulver aus getrockneten “Insektenblumen” haben schon die sprichwörtlichen alten Römer genutzt, um sich vor Ungeziefer wie Zecken, Läusen, Flöhen und Mücken zu schützen. Da natürliches Pyrethrum durch UV-Licht schnell abgebaut wird, muss man die heutzutage erhältlichen Sprays täglich auftragen.
Die synthetischen Pyrethroide wirken deutlich länger und stärker als natürliches Pyrethrum. Es gibt sie als Bestandteil von Zeckenmitteln als Spot ons (für Hunde) oder Sprays für Hunde und Katzen in jeder Tierarztpraxis oder Apotheke zu kaufen. Explizit für Herbstgrasmilben zugelassene Repellentien gibt es nach Angaben der ESCCAP-Parasitologen derzeit nicht.
Herbstgrasmilben: Was tun gegen den Juckreiz?
Die wichtigste Regel: Hunde und Katzen sollten an den Herbstgrasmilben-Bissen nicht lecken oder knabbern, damit sie nicht mit Bakterien infiziert werden.
Die Bisse oder Quaddeln sollten gekühlt werden und evtl. mit juckreizlindernden Sprays oder Gel behandelt werden.
Bei wund geleckten Stellen können entsprechende Salben die Wundheilung unterstützen. Kleine offene Wunden, die durch Knabbern entstanden sind, sollten gereinigt werden, schau dir dazu gerne unsere Beiträge zur Hausapotheke an.
Reichen die Hausmittel nicht, zum Beispiel weil das Tier allergisch reagiert, können juckreizlindernde Medikamente vom Tierarzt helfen.
Unser Fazit
Die Larven der Herbstgrasmilben sind oft nervig und können sehr unangenehmen Juckreiz auslösen.
Wenn du geprüft hast, dass auch tatsächlich die Grasmilben Auslöser der Hautirritationen sind, ist vor allem die Vermeidungsstrategie diejenige, die Erfolg verspricht. Wiesen meiden, auf denen die Milben unterwegs sind, Pfötchen nach dem Spaziergang waschen und im Optimalfall bei Regen oder feuchten Wiesen unterwegs sein.
Werden die Symptome zu schlimm oder tritt sogar eine allergische Reaktion auf, so hilft nur noch eines: Ab zum Tierarzt und entsprechende Medikamente anwenden.